Shreechaur, 30.04.2022 19:00 Uhr
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Namaste! Liebe Familie, Freunde und alle anderen ZuKi-Fans,
es ist kaum zu fassen, aber nach zweieinhalb Jahren konnten wir endlich wieder nach Nepal reisen und sind nach kurzfristiger Reisevorbereitung am 21.04.22 (Donnerstag) frühmorgens bei angenehmen früh-sommerlichen Temperaturen sicher in Kathmandu gelandet.
Dort ist das pulsierende, bunte und dicht gedrängte Leben in den Einkaufsstraßen und Tempelbereichen zurückgekehrt. Massen an lauten und stinkenden Fahrzeugen jeder Art bringen die Haupt- und Nebenstraßen fast zum Bersten. Und dennoch blühen zur Zeit die traumhaft schönen Jacarandra-Bäume.
Für Kathmandu-Kenner: Das historische Zentrum der Stadt, der Durbar Square, steht allmählich wieder in neuer, alter Pracht auf aus den Trümmern des Erdbebens von 2015. Das Kasthamandap ist vollständig, eine der beiden großen Pagoden zu großen Teilen rekonstruiert. Ebenfalls sind viele Schäden am alten Königspalast beseitigt. In den Seitenstraßen des Stadtzentrums werden zahlreiche baufällige Häuser durch Neubauten ersetzt, deren Fassaden offensichtlich dem historischen Baustil angepasst werden müssen.
Seit Anfang März zeigen sich im Touristenviertel Thamel wieder mehr Touristen, so dass ein leises Aufatmen durch die Reihen der Hotel-, Restaurant- und Ladenbesitzer geht. Aber dennoch ist die Anzahl der Touristen immer noch sehr verhalten.
Montags darauf (25.04.22) sind wir gegen 6:00 Uhr morgens gemeinsam mit Dhanesh und Bir, dem Vice Headmaster der Schule, zum Projekt aufgebrochen. Als Zusatzgepäck hatten wir außerdem noch mehr als 1000 Schulbücher und 2000 Jungpflanzen Vetiver. Vetiver ist eine Grassorte, die ca. 3 m lange Wurzeln bildet, deren unterirdisches Wurzel-Netzwerk Berghänge gegen Abrutschen während des Monsuns schützt.
Schon gegen 17:00 Uhr erreichten wir direkt das Projekt, was für uns Premiere war. Offensichtlich sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren auch die Straßen nochmals besser geworden. Allerdings waren die letzten zwei Stunden Fahrt zum Projekt auf der bekannten Off-Road immer noch herausfordernd.
Umso größer unsere Erleichterung und Freude als wir bereits von weiter Ferne mit "Hello" schreienden Hostelkindern empfangen wurden.
Seit unserer Ankunft im Projekt hatten wir angenehmes frühsommerliches Wetter mit Wohlfühltemperaturen draußen (26 °C) und eben solchen in unserem Zimmer (20 °C). Gestern Nachmittag sorgte ein Gewitter für einen heftigen, aber kurzen Hagelschauer und ergiebigen Regen, so dass die Mais- und Kartoffelpflanzen vor Ort weiterhin gut wachsen können. Allerdings ist es heute ganztägig ziemlich bedeckt und etwas regnerisch.
Dienstagmorgen (26.04.22) wurde das alte Schuljahr beendet mit einer eineinhalbstündigen Zeremonie auf dem Schulhof: die Schülerinnen und Schüler mit den besten schulischen Leistungen sowie besonders hoher Anwesenheit bzw. hervorragendem Sozialverhalten wurden in langen Reden des Schulleiters geehrt. Zeitgleich meldeten viele Eltern ihre Kinder für das neue Schuljahr an. Zwei Tage später startete das neue Schuljahr mit dem normalen, anfänglichen Chaos. Gestern waren bereits 114 Schülerinnen und Schüler anwesend. Die Anmeldung der Schülerinnen und Schüler läuft aber noch bis etwa Mitte Mai. Ab diesem Zeitpunkt etwa stehen hoffentlich auch die neu errichteten Klassenräume für den Unterricht zur Verfügung.
Alle hier im Projekt lebenden Schülerinnen und Schüler und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden durch die neue Kantinenchefin Sunita bestens versorgt. Sie bereitet ausgesprochen exzellentes Essen zu und achtet strikt auf Sauberkeit in Kantine und Küche, soweit das bei einer nepalesischen Küche möglich ist. Ihr Mann Bir, Vice Headmaster und zugleich der Mathe-Lehrer hier, managt die Lebensmittelbeschaffung. Er hat u.a. einen Hühnerstall errichtet und kauft regelmäßig Küken, die mit den Reisabfällen der Kantine zur Schlachtreife großgezogen werden. Dies ist wirtschaftlicher und zudem nachhaltiger als das Kaufen schlachtreifer Hühner. So kann zweimal pro Monat extrem leckeres Daal Bhat mit Hühnchencurry (gab's gerade gestern) für alle angeboten werden.
Heute hatten wir unser erstes Kaffeetrinken mit dem neuen Arzt des PPC. Er ist 30 Jahre alt und macht auf uns einen sehr aufgeschlossen Eindruck. Nach dem erfolgreichen Abschluss der 10. Klasse absolvierte er, ähnlich wie Peshala, die dreijährige Ausbildung zum Health Assistant in Dhulikhel. Danach ging er nach China, um dort sechs Jahre Medizin zu studieren. Der Grund: das Medizinstudium in Nepal ist sehr kostspielig! Da seine Eltern in Okhaldhunga leben, arbeitet er sehr gerne in dieser Region und auch hier im PPC.
Apropos PPC: es besticht mit seinem neuen Röntgenraum samt Gerät, dem extrem sauberen Labor, der reichhaltigen Apotheke, dem exzellenten Dentalraum und dem mittlerweile sehr erfahrenen und zuverlässigen Personal.
Das war's für heute an Neuigkeiten aus Shreechaur. Wir verabschieden uns mit diesem Foto von der gestrigen nepalesischen Disco für die Hostelkids, die als Höhepunkt der Woche freitagabends stattfindet. Alle waren mit Feuereifer dabei! Vielleicht war es für sie schon der "Tanz in den Mai".
Wir wünschen allen einen schönen 1. Mai!
Ciao
Susanne + Martin